Wie mit Geld vernünftig umgehen?

Erschienen im Standard, am 20. Februar 2023

Was ist notwendig, um vernünftig mit Geld umzugehen? Plattitüden, wie kontinuierliches Sparen, sorgsam Anlegen, breit streuen, die richtigen Versicherungen abschließen und so weiter fallen einem da ein. Aber all diese klugen finanziellen Schritte beruhen auf wichtigen Annahmen, die wir über unser Leben und die Welt um uns herum machen.

Welche Annahmen?

Umsichtige Finanzen und vernünftige Geldanlage stehen mit fünf Prinzipien in Verbindung, welche sich, wie Sie weiter unten noch entdecken werden, manchmal widersprechen.

  1. Der Tod kann jederzeit über uns kommen. Auch wenn wir mit Vermögen so umgehen, als würde wir eines Tages 85, 90 oder 100 Jahre alt werden, sollten wir uns auch so verhalten, als würden wir jederzeit von der Welt gehen. Für diejenigen, die Kinder und einen Ehepartner haben, der finanziell von ihnen abhängig ist, bedeutet dies Vorsorge zu treffen – vorzugsweise eine kostengünstige Risikolebensversicherung. Es bedeutet auch, dass wir zumindest die Grundlagen der Nachlassplanung erledigt haben.
  2. Wir werden ein langes Leben führen. Menschen, welche heute 65 sind, haben eine gute Chance 80 (an die 70 Prozent) oder 90 Jahre (an die 30 Prozent) alt zu werden. Ein Grund, warum es gilt für die Zukunft zu planen. Deshalb sollten Anleger früh zu sparen beginnen, diszipliniert investieren und einen Plan für ihre Zukunft haben. Viele Menschen geben heute zu viel aus und sparen zu wenig für morgen. Sie leihen sich impulsiv Geld, nur um mit den daraus resultierenden Schuldenzahlungen zu kämpfen. Sie beanspruchen die Sozialversicherung frühzeitig und verzichten so auf ein zukünftig höheres Ruhestandseinkommen.
  3. Das Unglück macht vor niemanden halt. Während wir Optimisten in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung und die Märkte sein sollten, sollten wir unsere eigenen Aussichten pessimistisch sehen. Aus diesem Grund sollte ein robustes Sicherheitsnetz aufgebaut werden, das einen Notfallfonds und alle notwendigen Versicherungen umfasst. Haftpflichtversicherungen, Ruhestandsvorsorge und nötige Kranken-, Lebens-, Berufsunfähigkeitsversicherungen für die Familie sind so anzudenken. Da wir hoffen, dass sich diese Vorsichtsmaßnahmen als unnötig erweisen werden, sollten wir sie auf ein Minimum beschränken. Wir sollten nicht auf zu viel Bargeld sitzen und nur den Versicherungsschutz abschließen, den wir wirklich brauchen und die Kosten durch Selbstbehalte und Ausschlussfristen niedrig halten.
  4. Die wirtschaftliche Entwicklung wird positiv sein. Der unstillbare Wunsch der Menschheit nach Fortschritt führt dazu, dass Tag für Tag Milliarden von Menschen aufwachen und versuchen herauszufinden, wie sie ihr Leben verbessern können. Diese Ruhelosigkeit treibt das Wirtschaftswachstum an.
    Seit geraumer Zeit macht Menschen die hohe Inflation, die Talfahrt an den Finanzmärkten und zügellose Spekulationen bei Kryptowährungen und Meme-Aktien zu schaffen. Aber Tatsache ist, dass es jedes Jahr gute Gründe gibt, keine Investitionen zu tätigen – und diejenigen, die sich von solchen Dingen abschrecken lassen, verpassen erstaunliche langfristigen Gewinne an den Kapitalmärkten.
  5. Prognosen haben keinen Wert. Wir erwarten, dass morgen so aussieht wie heute – und doch gerät unser Leben überraschend häufig aus den Fugen. Denken Sie an all die unvorhersehbaren Lebensereignisse: Wir wechseln den Arbeitsplatz, bekommen Kinder, ziehen um, erleiden einen Unfall oder stürzen, lassen uns scheiden, stehen vor einschneidenden medizinischen Herausforderungen oder müssen unseren Eltern oder erwachsenen Kindern helfen.

Unsere Unfähigkeit korrekte Prognosen zu treffen, betrifft ebenso Finanzentscheidungen. Es ist nicht möglich, kurzfristig die Richtung des Aktienmarktes, der Inflation oder der Zinssätze vorherzusagen, und es ist außerordentlich schwierig, Fonds oder Einzelaktien auszuwählen, die besser als der gesamte Aktienmarkt abscheiden.

Häufig denken wir, dass wir vorhersagen können, was uns glücklich macht, und dennoch stellen sich unsere Entscheidungen rückblickend anders als erwartet dar, was uns unzufrieden zurücklässt und wir sehnen uns dann nach etwas anderem um. Wenn Sie klügere Ausgaben- und Investitionsent-scheidungen treffen möchten, sollten Sie nicht zu zuversichtlich sein, zu wissen, was die Zukunft bringen wird oder was wir wirklich wollen – deshalb sollten wir argwöhnisch sein, mutige Entscheidungen zu treffen.