Die trügerische Sicherheit von Immobilieninvestitionen: Eine kritische Analyse

Der Mythos der sicheren Geldanlage

In der Finanzwelt gilt Betongold seit jeher als Inbegriff der Stabilität. Diese weit verbreitete Annahme steht jedoch auf wackligen Füßen. Obwohl in Umfragen regelmäßig mehr als zwei Drittel der Befragten Immobilien als sichere Investition betrachten, zeigt die Geschichte ein anderes Bild. Die vermeintliche Sicherheit einzelner Immobilieninvestitionen kann trügerisch sein und birgt oft höhere Risiken als ein diversifiziertes Aktienportfolio.

Aktuelle Marktlage: Skepsis unter Experten

Das gegenwärtige Marktumfeld mit erhöhten Zinssätzen und überbewerteten Immobilien nach dem Boom der 2010er Jahre lässt Finanzexperten zurückhaltend werden. Eine Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im März 2024 offenbart eine deutliche Skepsis: Lediglich 24 Prozent der befragten Finanzmarktexperten empfehlen derzeit Investitionen in Immobilien – das schlechteste Ergebnis aller untersuchten Anlageklassen.

Historische Lehren: Von lokalen Blasen zu globalen Krisen

Die Geschichte des Immobilienmarktes ist geprägt von wiederkehrenden Skandalen und Krisen. Ein markantes Beispiel ist der kurze, aber intensive Immobilienboom in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung 1990. Steuerliche Anreize führten zu einem regelrechten Goldrausch, der jedoch in einem dramatischen Preisverfall endete und zahlreiche Investoren, darunter bekannte Persönlichkeiten, in den finanziellen Ruin trieb.

Ein zentrales Problem bei Immobilieninvestitionen ist die oft hohe Fremdfinanzierung. Sinkende Immobilienwerte können eine gefährliche Abwärtsspirale in Gang setzen: Der Eigenkapitalanteil schrumpft, während Zins- und Tilgungslasten konstant bleiben oder sogar steigen. Diese Dynamik kann, wie im Fall der Signa-Gruppe, zu einer Überschuldung und letztendlich zur Insolvenz führen.

Von individuellen Pleiten zur Systemkrise

Die aktuelle Welle von Insolvenzen in der Immobilienbranche, die Unternehmen wie die Deutsche Invest Immobilien und potenziell die Adler Group erfasst, zeigt die Fragilität des Sektors. Doch die Finanzkrise von 2008 führte drastisch vor Augen, wie Probleme im Immobilienmarkt das gesamte globale Finanzsystem erschüttern können. Die Krise, ausgelöst durch eine laxe Kreditvergabe und komplexe Finanzprodukte basierend auf Immobilienkrediten, brachte die Weltwirtschaft an den Rand des Zusammenbruchs.

Lehren aus der Geschichte des Immobiliensektors zeigen immer wieder Boom- und Bust-Phasen. Die Historie bietet zahlreiche Beispiele für die Volatilität des Immobilienmarktes:

  • Ostdeutscher Immobilienboom: Nach der Wiedervereinigung führte ein kurzer, aber intensiver Immobilienboom zu erheblichen Verlusten für viele Investoren, darunter prominente Persönlichkeiten.
  • Globale Finanzkrise 2008: Die Immobilienblase in den USA löste eine weltweite Wirtschaftskrise aus, die die Fragilität des Finanzsystems offenbarte.

Aktuelle Herausforderungen betreffen vor allem Pleiten und Refinanzierungsprobleme Der Immobiliensektor steht gegenwärtig vor erheblichen Herausforderungen:

  • Insolvenz großer Akteure wie Signa und Deutsche Invest Immobilien
  • Refinanzierungsschwierigkeiten, exemplarisch bei Signa, wo ein Bedarf von mehreren Milliarden Euro allein in 2023 geortet wurde
  • Existenzbedrohende Situationen für Unternehmen wie die Adler Group

Lehren für Anleger

Die Erfahrungen der Vergangenheit mahnen zur Vorsicht bei Immobilieninvestitionen. Selbst vermeintlich sichere Anlageformen wie offene Immobilienfonds können in Krisenzeiten zu Fallen für Investoren werden. Die Illusion der absoluten Sicherheit von “Betongold” hat sich wiederholt als trügerisch erwiesen. Anleger sollten daher die Risiken sorgfältig abwägen und eine diversifizierte Anlagestrategie verfolgen, um nicht alle Eier in einen – wenn auch aus Beton gebauten – Korb zu legen.

 

Quellen:

ZEW – FINANZMARKTREPORT, März 2024, EINSCHÄTZUNGEN UND ERWARTUNGEN ZU INTERNATIONALEN FINANZMARKTDATEN

Anwalt.de, Insolvenz der dii AG bleibt spannend: Moratorium, Finvia, Scheinrechnungen und immer wieder Libanon, 5. September 2024

Standard, Keine Nachwuchssorgen im Speckgürtel, August 2024