Wie sicher sind Geldanlagen in Kryptowährungen?

Von |2022-10-17T04:32:55+00:0017.10.2022|Current Markets, Persönliche Finanzen|Kommentare deaktiviert für Wie sicher sind Geldanlagen in Kryptowährungen?

Wie sicher sind Geldanlagen in Kryptowährungen?

Erschienen im Standard, am 13. Oktober 2022

Erfüllen Kryptowährungen die drei Hauptfunktionen – Wertaufbewahrungsmittel, Transaktionsmittel und Maßeinheit – von Währungen?

Vor den Gefahren von Kryptowährungen wie Bitcoin und Co wurde vor einigen Monaten an dieser Stelle bereits hingewiesen. Seitdem haben Kryptowährungen massiv an Wert verloren, und es kamen weitere undurchsichtige Machenschaften in der Crypto-Community ans Tageslicht. Dabei argumentieren Befürworter von Kryptowährungen gerne, dass diese eine bessere Alternative zu Fiat-Währungen wie dem Euro seien und dass diese Arten der Währungen herkömmliche Fiat-Währungen eines Tages ersetzen könnten. Aber sind Kryptowährungen tatsächlich Währungen, und wie sicher sind sie?

Funktionen von Währungen

Ein ehernes Gesetz der Wirtschaftswissenschaften besagt, dass Währungen drei Hauptfunktionen besitzen: Wertaufbewahrungsmittel, Transaktionsmittel und Maßeinheit. Wenn es um Währungen als Wertaufbewahrungsmittel geht, ist das Halten von Bargeld oder Spareinlagen oder Anleihen von hoher Qualität mit sehr kurzer Laufzeit sicherlich ein adäquates Wertaufbewahrungsmittel. Demgegenüber steht an dieser Stelle das Problem der Inflation. Generell ist das Problem mit dem Begriff “Wertaufbewahrungsmittel”, dass man eine Maßeinheit definieren muss, in der diese Funktion einer Währung als solche bestimmt werden kann.

Wertaufbewahrungsmittel

Wenn wir uns die beiden größten Kryptowährungen (Bitcoin und Ethereum) als Wertaufbewahrungsmittel vorstellen, wird gerne behauptet, dass diese ihren Wert in den letzten vier Jahren verdoppelt haben, also sind sie eindeutig ein Wertaufbewahrungsmittel. Aber das ist nicht die Definition von Wertspeicher, das ist die Definition der Renditen auf das eingesetzte Kapital. Ein Wertaufbewahrungsmittel ist nur dann ein Wertaufbewahrungsmittel, wenn man jederzeit und mit minimalem Verlust durch Transaktionskosten, Liquidität oder Kursschwankungen darauf zugreifen kann. Tatsache ist jedoch, dass man in den letzten zehn Jahren größtenteils nicht ohne Verluste auf Bitcoin oder Ethereum zugreifen konnte. Wenn man zufällig in Bitcoin und Ethereum investiert und versucht hätte, ebenso zufällig Geld aus den Ersparnissen zu entnehmen, hätte man in etwa der Hälfte der Zeit einen erheblichen Verlust erlitten, manchmal bis zu 80 Prozent. Die enorme Volatilität von Bitcoin und Ethereum macht sie zu einem schrecklichen Wertaufbewahrungsmittel.

Transaktionsmittel

Eine weitere Funktion einer Währung ist die als anerkanntes Transaktionsmittel. Damit eine Währung eine Währung ist, muss es möglich sein, Dinge damit zu kaufen. Derzeit sind Kryptowährungen vor allem im Darknet beliebte Transaktionsmittel. Es sollen hier jedoch vor allem redliche Rechtsgeschäften behandelt werden.

Das Hauptproblem bei Kryptowährungen ist, dass die Technologie unglaublich langsam ist. Um eine Transaktion zu akzeptieren, muss die Mehrheit des Netzwerks die Transaktion akzeptieren, was sehr zeit- und energieintensiv ist. Selbst wenn aktuelle Versuche, Kryptowährungen zu entwickeln, die viel schneller Transaktionen durchführen, erfolgreich sind, sprechen wir hier über die Notwendigkeit, Transaktionen in Kryptowährungen um den Faktor 10.000 und mehr zu beschleunigen (je nach Kryptowährung). Um zu zeigen, wie viele Transaktionen erforderlich sind, um als Währung zu fungieren, kann man ein herkömmliches Kreditkartenunternehmen wie Visa als Beispiel nehmen. Sie können bis zu 30.000 Transaktionen pro Sekunde verarbeiten und verarbeiten etwa 200 Millionen Transaktionen pro Tag. Und das ist nur ein Kreditkartenunternehmen. Transaktionen in Bitcoin und Ethereum liegen derzeit bei etwa über einer Million pro Tag und sind fallend.

Maßeinheit

Wie viele Waren und Dienstleistungen kann man mit Kryptowährungen kaufen? Hier liegt angeblich die Stärke von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum. Sie haben ein begrenztes Angebot und sind daher nicht anfällig für Abwertung und Kaufkraftverlust aufgrund von Inflation wie beispielsweise der Euro. Nun, wir erleben derzeit die höchste Inflationsrate seit den 1970er-Jahren, also hätten Kryptowährungen als Inflationsschutz glänzen sollen. Derzeit haben wir Inflationsraten von über neun Prozent im Euroraum. Nimmt man dies als Ausgangspunkt und Bitcoin als Maßeinheit für Waren und Dienstleistungen, so würde die Inflation im Euroraum bei derzeit über 50 Prozent liegen (vergleichbar mit Entwicklungsländern wie Venezuela oder den Libanon).

Simpel, aber nicht einfach zu verstehen

Kryptowährungen sind somit keine Währungen im herkömmlichen Sinne. Sie sind kein Wertaufbewahrungsmittel, keine gute Maßeinheit und als Transaktionsmittel ziemlich nutzlos. Die Sicherheit von Kryptowährungen schmälert weiter, dass es keinen Rechtsbehelf gibt, wenn man die digitalen Schlüssel verliert. 2013 entsorgte beispielsweise ein Informatiker versehentlich eine Festplatte mit Schlüsseln für 8.000 Bitcoins auf einer Deponie. Außerdem kommt es immer wieder zu Verbraucherbetrug mit Kryptowährungen. Die Arbeiterkammer warnt wiederholt vor Betrug bei Kryptowährungen. Betrüger wurden von Kryptowährungen angezogen und nutzten oft die Naivität des typischen Verbrauchers und das mangelnde Wissen darüber, wie Kryptowährungen wirklich funktionieren.

Hinzu kommen Hackerverluste an Kryptowährungsbörsen. Die Verluste durch Verbraucherbetrug verblassen angesichts mehrerer kürzlich aufgetretener hochkarätiger Ausfälle von Kryptowährungsbörsen, hauptsächlich aufgrund von Hackerangriffen auf die Computerserver der Krypto-Börsen.

Dies alles zeigt, dass Kryptowährungen spekulative Investitionen sind. Damit spekulative Investitionen im Preis steigen, braucht es eine gute Geschichte und eine Reihe von Promotern, die diese Geschichte vorantreiben. Die Geschichte muss nicht wahr sein, sie muss nur wahr klingen und idealerweise Fantasien über die unzähligen Möglichkeiten anregen. Und hier liegt das wahre Genie der Kryptowährungen. Sie sind eine großartige Geschichte, und viele Menschen wurden mit der Geschichte von einer digitalen Währung angezogen, die außerhalb der Kontrolle von Regierungen liegt und eine vermeintlich gute Inflationsabsicherung darstellt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass uns Kryptowährungsinvestitionen noch länger begleiten und auch in absehbarer Zeit ein riskantes Unterfangen bleiben werden. Dies hängt zum einen mit den geschilderten mangelnden Funktionalitäten dieser Währungen zusammen und zum anderen mit der fehlenden Rechtssicherheit. Dies ist für viele beim ersten Blick nicht leicht zu erkennen, bei genauerem Hinsehen jedoch ein untragbarer Zustand für Anleger und Verbraucher. (Bernhard Führer, 13.10.2022)

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