Die EZB (Europäische Zentralbank) kämpft neben einem deutlichen Rückgang der Inflation, einer schwächeren Konjunkturerholung, ebenso mit einem zunehmend stärker werdenden Euro. Seit dem Beginn der Coronakrise ist die Gemeinschaftswährung um an die 12 Prozent gestiegen. Der Euroraum, welchen 19 Staaten angehören, ist aufgrund der seit Jahren anhaltenden schwachen Inflation und einer hohen Abhängigkeit von Exporten besonders betroffen. Dabei konnte beobachtet werden, dass die Verbraucherpreise erst kürzlich das
negative Territorium erreichten. Der Anstieg des Euro ist als Teil eines insgesamt schwachen Dollars zu betrachten.
Seit Ende März ist der US-Dollar gegenüber einem Korb anderer Währungen rund um den Globus um fast 10 Prozent gefallen. Ein Teil dieses Ausverkaufs hat möglicherweise damit zu tun, dass der Dollar zu Beginn der Krise so stark in die Höhe geschossen ist, da die Menschen den Dollar als sicheren Hafen betrachteten. Einige Anleger fragen sich nun, ob dies ein Zeichen für eine langfristige Trendwende ist. Der Dollar ist seit dem Ende der Großen Rezession (2007/08) stetig gestiegen, da die USA immer noch als sicherer in einer insgesamt unsicheren Welt erachtet werden.
Dies kann sich ändern, wenn auch aus keinem anderen Grund als die Tatsache, dass Währungsbewegungen zyklisch sind. Es gibt andere Gründe, einen neuen Zyklus in Betracht zu ziehen. Gold erreichte erst kürzlich neue Allzeithochs, welche zuletzt im Jahr 2011 erreicht wurden. Die Menschen sind besorgt über das Inflationspotenzial, nachdem Regierungen viel Geld drucken und dies in die Finanz- und Kapitalmärkte stecken. Darüber hinaus sind weltweit hohe fiskalische Anreize zu beobachten.
Der Dollar legte im Juli 2020 seinen schwächsten Monat seit 2011 hin. Gegenüber dem Euro sahen wir diese Tiefs seit 2018 nicht mehr.
Bei der Vorhersage der Wechselkurse zwischen den beiden Währungen (EUR/USD) haben sich schon viele Anleger die Finger verbrannt. Zu viele Faktoren beeinflussen die Währungskurse und zu ungewiss sind die weiteren Entwicklungen.
So legte einer der weltweite wichtigsten Aktienindizes, der S&P 500, im Zeitraum von Anfang Mai bis Ende Juli etwa 11 Prozent zurück. Jedoch gilt es zu beachten, dass Anleger aus Europa nicht einmal die Hälfte dieser 11 Prozent in ihrer Heimatwährung einstreichen konnten. Allein im Juli 2020 verlor der Dollar in etwa 6 Prozent seines Werts im Vergleich zum Euro.

Deshalb gilt es sich immer 2 Lektionen im Kopf zu behalten:
(1) Wer als Österreicher/ Europäer über einen Zeitraum von 5 oder mehr Jahren in ausländische Staaten anlegt, hat die Wahrscheinlichkeit auf seiner Seite. Die Chance, dass es Kursgewinne kommt, ist groß. Auch wenn derzeit vielleicht wegen der hohen Bewertungen der falsche Einstiegszeitpunkt ist und zur Vorsicht geraten sei. Gleichzeitig ist die Erwartung auf Währungsverluste überschaubar. Das führt uns wieder zurück zur Bedeutung der Langfristigkeit der Kapitalanlage. Eine Geldanlage in einer Fremdwährung über einen Zeitraum von wenigen Monaten hat nichts mit langfristigem Investieren zu tun. Und auch Veranlagungen über einen Horizont von einem Jahr sind nicht lange genug. Zu groß sind die Risiken, dass Gewinne durch Währungsverluste zunichte gemacht werden (siehe oben).
(2) Wer in einer ausländischen Währung investiert, muss stets das Risiko der Wechselkurse im Auge behalten. Das heißt nicht, dass lediglich in der eigenen Währung Wertpapiere gekauft werden sollten. Vielmehr hat ein ausgewogenes Portfolio geografisch diversifiziert zu sein und lässt einen des größten und bedeutendsten Aktienmarkt, nämlich den der USA, nicht außen vor. Bloß muss bei der Wahl des Kauf und Verkaufszeitpunkts stets der Wechselkurs berücksichtigt werden – oder man sichert sich in Form von Optionen ab, was allerdings eher versierten Anlegern vorbehalten sein sollte.

Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob die jüngste Dollarschwäche ein Zeichen für die Zukunft oder ein kurzfristiger Ausrutscher eines längerfristigen Aufwärtstrends ist. In jedem Fall ist daran zu erinnern, dass alles an den Märkten zyklisch ist – von der Rendite der Anlageklassen über das Wirtschaftswachstum bis hin zu langfristigen Währungsschwankungen.
Die derzeitigen Meinungen über den weiteren Verlauf des EUR und USD gehen weit auseinander.
Unterschiedliche Anleger haben verschiedene Präferenzen und viele denkbare Szenarien sind möglich. Der kluge Anleger aber investiert langfristig und streut seine Veranlagungen in unterschiedlichste Währungen, Staaten, Wertpapiere und Anlageklassen. Dies senkt Risiken und vermeidet Fehler.