Warum wir uns von der Fondslüge blenden lassen: Die Psychologie hinter falschen Anlageentscheidungen

 Jährlich entgehen österreichischen Anlegern Milliardenbeträge aufgrund irreführender Empfehlungen bei der Fondsauswahl. Fondsgesellschaften nutzen geschickt die Unwissenheit der Anleger aus, um ihre Gewinne zu maximieren. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf vergangene Renditen, während sie den entscheidenden Faktor – die Kostenstruktur – oft im Dunkeln lassen.

Dieser jahrzehntelange Missstand wirft Fragen auf: Weshalb fallen wir so leicht darauf herein? Ein Hauptgrund liegt in der mangelnden finanziellen Bildung, die uns das Schulsystem mit auf den Weg gibt. Zudem neigen wir dazu, den Einfluss des Zufalls auf Anlageentwicklungen zu unterschätzen, was uns anfällig für Fehlinformationen macht.

Die Verantwortung liegt jedoch nicht allein beim Anleger. Vielmehr offenbart sich hier ein grundlegendes Problem im Vertriebssystem von Finanzprodukten in Österreich. Es bedarf dringend einer Reform, die Transparenz und faire Beratung in den Vordergrund stellt, um das Vertrauen der Anleger wiederherzustellen und ihre Interessen zu schützen.

 Warum aktive Fonds oft enttäuschen

Aktive Fondsmanager versprechen, durch geschickte Auswahl von Aktien und anderen Wertpapieren den Markt zu schlagen. Doch die Realität sieht anders aus: Studien zeigen, dass die Mehrheit der aktiven Fonds langfristig hinter ihren Benchmarks zurückbleibt. Die hohen Gebühren, die für das aktive Management, Transaktionen, Steuern und Marketing anfallen, fressen oft die erzielten Gewinne auf. Zudem sind die Erfolgsquoten der Fondsmanager stark vom Zufall abhängig, was die Vorhersagbarkeit zukünftiger Erfolge nahezu unmöglich macht. Im Durchschnitt schneiden rund 95 Prozent der aktiven Fonds über einen 15-jährigen Zeitraum schlechter ab, als vergleichbare passive Fonds. Je nach Studie ergibt das jährliche Verluste von 2 bis 4 Prozent für die Anleger.

 Die Vorteile passiver Fonds

Im Gegensatz dazu bieten passive Fonds, wie ETFs, eine kostengünstige und transparente Möglichkeit, in den Markt zu investieren. Sie zielen darauf ab, die Performance eines Indexes nachzubilden, was zu geringeren Verwaltungskosten und einer besseren Nachvollziehbarkeit der Renditen führt.

Passive Fonds bilden einen bestimmten Index, wie beispielsweise den ATX, möglichst genau ab. Sie kaufen alle im Index enthaltenen Wertpapiere im gleichen Verhältnis und passen das Portfolio nur selten an. Dadurch sind sie deutlich kostengünstiger als aktiv gemanagte Fonds.

Die Vorteile von passiven Fonds liegen auf der Hand:

Niedrigere Kosten: Durch die einfache Anlagestrategie fallen deutlich geringere Gebühren an.

Höhere langfristige Rendite: Da passive Fonds die Kostenvorteile an die Anleger weitergeben, erzielen sie in der Regel über einen längeren Zeitraum höhere Renditen.

Transparenz: Die Zusammensetzung des Portfolios ist leicht nachvollziehbar.

Diversifikation: Durch die breite Streuung des Investments wird das Risiko minimiert.

Geldvernichtungsmaschinen – Vergleich aktiver und passiver Investmentfonds: Kosten und Renditen im Fokus

Der Investmentfonds-Markt im deutschsprachigen Raum bietet eine Vielzahl von Anlagemöglichkeiten, wobei sich besonders der Unterschied zwischen aktiv und passiv gemanagten Fonds bemerkbar macht. Anhand dreier Beispiele lassen sich die Charakteristika und Leistungen dieser Fondstypen veranschaulichen.

  1. Carmignac Patrimoine: Ein ehemaliger Gigant unter Druck

Der Mischfonds Carmignac Patrimoine (WKN A0DPW0) galt einst als einer der größten Publikumsfonds im deutschsprachigen Raum. Mit einem Fondsvolumen von circa 25 Milliarden Euro zählte er zu den Schwergewichten der Branche. Trotz beeindruckender Renditen in den Jahren 2007 bis 2009 geriet der Fonds in der Folgezeit ins Straucheln:

  • Empfohlene Mindesthaltedauer: 3 Jahre
  • Jährliche Kostenbelastung: 3,7%
  • Performance: Mehr als 4% pro Jahr unter dem Durchschnitt

Diese Entwicklung führte zu einem signifikanten Rückgang des verwalteten Vermögens und illustriert die Volatilität aktiv gemanagter Fonds. Der Fall Carmignac Patrimoine verdeutlicht, dass vergangene Erfolge keine Garantie für zukünftige Leistungen darstellen.

  1. Erste WWF Stock Environment: Hohe Kosten, enttäuschende Renditen

Als weiteres Beispiel für einen aktiv gemanagten Fonds dient der in Österreich populäre Erste WWF Stock Environment:

  • Beispielanlage: 10.000 Euro
  • Empfohlene Haltedauer: 6 Jahre
  • Gesamtkosten nach 6 Jahren: 2.927 Euro
  • Jährliche Kostenbelastung: 2,5%

Dieser Fonds zeichnet sich durch eine unterdurchschnittliche Rendite aus, die in Kombination mit den hohen Kosten zu erheblichen Einbußen für die Anleger führte.

  1. Vanguard FTSE All-World UCITS ETF Accumulating: Kostengünstige Alternative

Im Kontrast dazu steht der passive Vanguard FTSE All-World UCITS ETF Accumulating, der exemplarisch für kostengünstige, indexbasierte Anlagelösungen steht:

  • Beispielanlage: 10.000 Euro
  • Empfohlene Haltedauer: 5 Jahre
  • Gesamtkosten nach 5 Jahren: 162 Euro
  • Jährliche Kostenbelastung: 0,2%

Die Kostendifferenz von 2,3 Prozentpunkten pro Jahr im Vergleich zum Erste WWF Stock Environment ist beachtlich. Zusätzlich erzielen viele aktive Fonds Renditen, die ein bis drei Prozent oder mehr unter dem Marktdurchschnitt liegen.

Warum Anleger dennoch in aktive Fonds investieren

Trotz dieser Fakten investieren viele Anleger weiterhin in aktive Fonds. Dies liegt oft an psychologischen Faktoren wie dem Glauben an die Fähigkeit, den Markt zu schlagen, und der Hoffnung auf überdurchschnittliche Renditen. Hinzu kommt die starke Marketingmaschinerie der Fondsgesellschaften, die gezielt die vermeintlichen Vorteile aktiver Fonds hervorhebt und die Nachteile verschleiert.

 Psychologische Fallen bei der Fondsauswahl

Anleger werden häufig von ihren eigenen Emotionen und kognitiven Verzerrungen in die Irre geführt, wenn es um die Auswahl von Investmentfonds geht. Einige der häufigsten psychologischen Fallen sind:

  1. Bestätigungsverzerrung: Wir suchen unbewusst nach Informationen, die unsere bereits bestehenden Überzeugungen bestätigen. Bei der Fondsauswahl führt dies dazu, dass wir Informationen, die unsere Entscheidung rechtfertigen, überbewerten und andere ignorieren.
  2. Ankerheuristik: Wir verlassen uns zu stark auf die erste Information, die wir erhalten. Oft sind dies die historischen Renditen eines Fonds, die wir dann als Referenzpunkt für unsere Entscheidung nutzen, obwohl sie wenig über die zukünftige Performance aussagen.
  3. Verlustangst: Die Angst vor Verlusten ist bei den meisten Menschen größer als die Freude über Gewinne. Daher neigen wir dazu, riskantere Entscheidungen zu treffen, um Verluste zu vermeiden. Bei Fonds führt dies oft dazu, dass wir an unterdurchschnittlichen Produkten festhalten, in der Hoffnung, dass sich die Werte wieder erholen.

 Wie Sie sich vor der Fondslüge schützen

Um sich vor den psychologischen Fallen zu schützen und fundierte Anlageentscheidungen zu treffen, empfehlen wir Ihnen folgende Strategien:

  1. Bilden Sie sich finanziell weiter: Investieren Sie Zeit in die Aneignung von Finanzwissen. Je mehr Sie verstehen, desto schwerer werden Sie von Marketingversprechen beeindruckt und desto besser können Sie die Qualität von Fonds beurteilen.
  2. Hinterfragen Sie Ihre Entscheidungen: Seien Sie sich bewusst, dass auch Sie als Anleger Emotionen und Verzerrungen unterliegen. Hinterfragen Sie Ihre Entscheidungen kritisch und suchen Sie nach Gegenargumenten.
  3. Kosten und Leistung: Konzentrieren Sie sich bei der Fondsauswahl auf Leistung und Kosten. Studien zeigen, dass Fonds mit niedrigen Kosten langfristig bessere Renditen erzielen als teure Produkte.
  4. Diversifizieren Sie Ihr Portfolio: Streuen Sie Ihr Geld auf verschiedene Anlageklassen und Fonds. So minimieren Sie das Risiko und profitieren von unterschiedlichen Entwicklungen am Markt.
  5. Holen Sie sich professionelle Hilfe: Lassen Sie sich von einem unabhängigen Finanzberater unterstützen, der Ihre Ziele und Bedürfnisse kennt und Ihnen maßgeschneiderte Empfehlungen geben kann. Ein Berater, der nicht von Provisionen lebt, kann Ihnen objektiv die besten Optionen aufzeigen.

Wie Sie als Anleger profitieren können

Die Analysen zeigen deutliche Unterschiede zwischen aktiven und passiven Investmentfonds hinsichtlich Kosten und Renditen. Während aktiv gemanagte Fonds oft mit hohen Gebühren und unterdurchschnittlichen Renditen zu kämpfen haben, bieten passive Indexfonds eine kostengünstige Alternative mit marktkonformen Erträgen. Anleger sollten diese Faktoren bei ihrer Investmententscheidung sorgfältig berücksichtigen.

Es ist wichtig, die Anleger über diese psychologischen Aspekte aufzuklären und sie zu ermutigen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Ziel sollte es sein, Kunden die notwendige Aufklärung und Unterstützung zu bieten, um sie vor den Auswirkungen falscher Anlageentscheidungen zu schützen und langfristigen Erfolg zu sichern. Indem Sie diese Strategien umsetzen und sich der psychologischen Fallen bewusst sind, können Sie die Fondslüge durchschauen und fundierte Anlageentscheidungen treffen. Um als Anleger von den Vorteilen passiver Fonds zu profitieren, ist es wichtig, sich umfassend zu informieren und unabhängige Beratung in Anspruch zu nehmen.

 Quellen:

Financial Post, Most active fund managers underperform, but so do passive funds, 2024

 Basisinformationsblatt, Erste WWF Stock Environment, 2024

Basisinformationsblatt, Carmignac Patrimoine, 2024