Sparer verlieren aufgrund mangelnder Geldanlage jedes Jahr Milliarden – und eine Besserung ist nicht in Sicht
Die verschwiegene Enteignung der Sparer
Erschienen in der Presse, am 11. Juni 2021
In den 1990er Jahren erreichte das Zinsniveau noch 7 bis 10 Prozent in europäischen und angelsächsischen Ländern. Man konnte so sein Kapital in annähernd 10 Jahren verdoppeln. Die derzeitig vorherrschenden geringen Zinsen führen dazu, dass man nun mehrere 100 Jahre braucht um sein Kapital zu verdoppeln. Die Österreicher verlieren seit 2012 und auch im Jahr 2021 mehr als 3 Milliarden Euro jährlich. Es wurden im Jahr 2020 Spareinlagen im Wert von 275 Milliarden Euro verzeichnet. Die realen Zinsen auf die Einlagen der Sparer in der Alpenrepublik sind jedoch bereits seit Ende 2009 negativ – sprich seit insgesamt 149 Monaten. Dies kommt einer Enteignung der Sparer gleich, die häufig davon erst gar nichts merken. Über lange Zeit macht sich dieser Kaufkraftverlust jedoch erheblich bemerkbar. Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Währungen erzielen hingegen einen realen Kaufkraftgewinn von mehreren Milliarden Euro (so auch im Jahr 2020). Wird langfristig veranlagt, werden auch die Schwankungen des Kapitalmarkts und damit auch Risiken begrenzt.
Ein Vergleich zwischen den Ländern zeigt, dass die österreichischen Anleger unterdurchschnittliche Renditen erzielen. Obwohl die Möglichkeit zu höheren Renditen real vorhanden wäre. Gesetzliche Vorgaben und mangelnde Unabhängigkeitserfordernisse können dafür verantwortlich gemacht werden. Die Abfertigung neu kann exemplarisch für Verbesserungen angeführt werden. Die 1,5% die eingezahlt werden können, werden meist nach ein paar Jahren wieder herausgenommen.
Mängel der Vorsorge
Aber auch die staatlichen Zukunftsvorsorgen weisen Mängel auf und bergen Risiken in sich, aufgrund der gesetzlichen Vorschriften, welche keine entsprechenden Renditen zulassen. Die Zahl der von der Regierung eingeführten Zukunftsvorsorge ist rückläufig. Die Veranlagungs-Rendite ist mehrmalig negativ und das noch vor Kapital-Garantien und anderen Gebühren. Der anfänglich provisions-getriebene Verkauf wurde immer mehr zurückgefahren und immer mehr Anbieter zogen sich aus dem Markt zurück. Die Renditen für diese Art der Vorsorge lagen bei etwas mehr als 2 Prozent und sind in etwa gleichauf mit den jährlichen Kaufkraftverlusten (Inflation). Darüber kann auch der Entfall der Versicherungssteuer und Kapitalertragssteuer nicht hinwegtäuschen.
Ungleichheit verstärkt sich
Ein langfristig, nachhaltiger Kapitalaufbau ist mit derzeitigen Zinsen am Sparbuch nicht mehr möglich. Es ist in absehbarer Zeit mit keiner Besserung zu rechnen und davon auszugehen, dass uns das Zinstief noch länger begleiten wird. Dies vor dem Hintergrund, dass die Vermögensbildung in der heutigen Zeit weltweit hauptsächlich durch Investition und Veranlagungen in Unternehmen erfolgt (entweder direkt mittels Beteiligungen oder über die Finanz- und Kapitalmärkte mittels Wertpapiere und in festverzinsliche Geldanlagen – sprich Anleihen, Schuldverschreibungen). Leider werden Aktien auch in Österreich überproportional von Wohlhabenden gehalten, während ärmere Haushalte zum größten Teil in Spareinlagen und andere festverzinsliche Anlagen wie Geldmarktfonds und Anleihen investieren. Dies wird die bereits bestehende Ungleichheit noch weiter befeuern. (Presse, 11. Juni 2021)