Langfristiges Investieren über Jahrzehnte und nicht über Jahre

Kurseinbrüche an den Börsen und Kapitalmärkten sind nichts Ungewöhnliches. Bärenmärkte (werden auch als Korrekturen von mehr als 20 Prozent bezeichnet) treten ca. alle vier bis sechs Jahre auf. Korrekturen von über zehn Prozent treten noch häufiger auf. Mit Abschwüngen an den Börsen ist mindestens einmal jährlich zu rechnen. Wann diese Korrekturen eintreten, kann Ihnen niemand sagen (auch wenn Ihnen das viele „Experten“ glaubhaft machen wollen). Was man Ihnen jedoch sagen kann, ist, dass auf Kursabschwüngen an den Börsen wieder steigende Kurse folgen. Dies war bis jetzt immer der Fall. Jedes Mal und ohne Ausnahme (betrachtet man den Durchschnitt und diversifiziert).

Immer wenn jemand argumentiert, dass sich Aktien irgendwann von einem Rückgang erholen werden, ist das prominenteste Gegenbeispiel Japan, ein Land, dessen Aktienmarkt zusammenbrach und sich dann über drei Jahrzehnte lang seitwärts bewegte.

Japanischer Aktienmarkt von 1980 bis in die 2020er.

Die Japaner haben in den vorhergehenden Jahren den 30. Jahrestag ihres Börsenhochs „gefeiert“. Der Nikkei 225 (ist der japanische Leitindex und der bedeutendste Aktienindex Asiens) erreichte im Dezember 1989 ein Allzeithoch von 38.916. Heute liegt er annähernd auf dem Niveau von 1989. „Aber der japanische Aktienmarkt in den 1980er Jahren war vermutlich die Mutter aller Blasen“, könnte man antworten. Vielleicht. Aber was ist mit der Nasdaq-Blase Ende der 90er Jahre? Der Nasdaq Composite Index (größter Aktienindex an der NASDAQ – die größte elektronische Börse in den USA) hat zwar seinen Höchststand von über 5.100 wieder erreicht. Aber es dauerte 15 Jahre um dieses Niveau wieder zu erreichen und rechnet man die Inflation hinzu, erstreckt sich dieser Zeitraum noch länger. Im Gegensatz dazu benötigten japanische Aktien mehrere Jahrzehnte um ein neues Hoch zu verzeichnen – der Investitionshorizont von so manchem Anleger und Investor. Stellen Sie sich die erlittenen Schmerzen japanischer Börsenteilnehmer vor, die 1989 mit Geldanlagen im japanischen Markt begonnen hatten und nach 3 Jahrzehnten immer noch kein Geld verdient haben. Die japanische Erfahrung kann als Ausnahmeerscheinung dahingestellt werden. Aber ich glaube, die japanischen Ereignisse können uns wertvolle Lektionen für das Investieren liefern.

Wenn man sich das ansieht, kann man verstehen, warum manch potenzieller Anleger skeptisch ist, wenn es zu Dingen wie Geldanlage kommt. Jedes Mal, wenn jemand behauptete, dass sich Aktien normalerweise erholen, starrte uns Japan direkt ins Gesicht. Die Bären hatten Recht, als sie darauf hingewiesen haben. Sie haben zu Recht gezeigt, dass die Erholung der Märkte länger dauern kann, als wir zunächst vermuten.

Wenn Sie die Märkte in letzter Zeit verfolgt haben, wissen Sie bereits, dass die Dauerbullen zurecht aufatmen konnten. Wie die folgende Grafik zeigt, übertraf der japanische Nikkei-Index vor wenigen Monaten nach 34 Jahren seinen Höchststand von 1989:

 

Quelle: Source: Nikkei Industry Research Institute

 

Verstehen Sie mich nicht falsch, das ist insgesamt eine schreckliche Aktienmarktentwicklung. So sehr ich es liebe, neue Höchststände zu feiern, möchte ich nicht darüber hinwegtäuschen, wie hart diese Zeit für japanische Aktienanleger war.

Andererseits stimmt es auch, dass die Investition in japanische Aktien für jemanden, der im Laufe der Zeit kauft, weitaus weniger schmerzhaft gewesen wäre. Während wir uns gerne einen hypothetischen Investor vorstellen, der auf dem Höhepunkt von 1989 kaufte und noch heute hält, ist es weitaus wahrscheinlicher, dass jemand sein ganzes Leben lang über die Zeit hinweg Investitionen in den japanischen Aktienmarkt getätigt hat.

Stellen Sie sich zum Beispiel jemanden vor, der ab 1980 1 Euro pro Tag in japanische Aktien investiert hat. Hätten sie das getan, wäre ihr Portfolio nach dem erheblichen Kursrückgang Anfang der 1990er Jahre nicht negativ gewesen. Tatsächlich sank ihr Portfoliowert erst im Jahr 2000 unter ihre Kostenbasis.

Dies zeigt, dass ein japanischer Investor bei langfristiger Investition nur von 2000 bis 2017, einem Zeitraum von 17 Jahren, negative Renditen erzielt hätte. Auch wenn dieses Ergebnis nicht ideal ist, ist es doch wohl doppelt so gut wie bei jemandem, der auf dem Höhepunkt von 1989 einmalig investierte und 34 Jahre warten musste, bevor er eine positive Rendite sah.

Laufende Investitionen helfen zu besseren Ergebnissen

Selbst an einem der schlechtesten Aktienmärkte der Geschichte hätte es jemandem, der über einen längeren Zeitraum und laufend veranlagte, gut getan, wenn er dabei geblieben wäre. Bei einem derartigen heftigen Börseneinbruch, wäre das jedoch, aufgrund von Emotionen wie Angst und Gier, vielen Anlegern schwer gefallen.

Hinzu kommt, dass es Leuten nicht mangeln wird, die Ihnen sagen, dass Aktien eine schlechte Investition, zu teuer oder Betrug seien. Solche Dinge sagen sie seit der großen Rezession im Jahr 2008, seit der Berichterstattung von Businessweek über den „Tod der Aktien“ in den 1970er Jahren und schon lange davor. Und was glauben Sie, wie es heute aussieht? Es gibt immer noch solche Stimmen, und vielleicht haben sie auch recht. Vielleicht werden die vorherrschenden Konflikte einen Dritten Weltkrieg auslösen. Vielleicht wird Künstliche Intelligenz alle unsere Berufe vernichten und vieles mehr….

Sie haben also die Wahl: Wollen Sie auf die Jahre wetten, in denen die Dinge scheitern, oder wollen Sie auf die Jahrzehnte wetten, in denen sie erfolgreich sind? Zum Glück bekommen wir früher oder später auf diese Fragen durch die Märkte eine Antwort….

 

Quellen:

Source: Nikkei Industry Research Institute

Businessweek, The Death of Equities