KI bleibt hinter den Erwartungen zurück
Microsoft und Google haben ihre Leistungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) für das Jahr 2023 zusammengefasst und trotz beeindruckender Zahlen blieb die Reaktion der Anleger verhalten.
Das vergangene Jahr war geprägt von kontinuierlichen Innovationen auf KI-Basis, wobei insbesondere die beiden Technologie-Giganten Microsoft und Alphabet die Entwicklung vorantrieben. Beide Unternehmen konnten für das letzte Quartal Rekordumsätze verzeichnen. Microsoft verzeichnete einen Umsatzanstieg von fast 18 Prozent auf 62 Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahr, während der Gewinn um rund 30 Prozent auf etwa 22 Milliarden Dollar stieg. „Durch den Einsatz von KI in allen Bereichen unserer Technologie gewinnen wir neue Kunden“, erklärte Microsoft-CEO Satya Nadella bei der Bekanntgabe der Zahlen.
Alphabets Umsatz, die Muttergesellschaft von Google, stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 13 Prozent auf über 86 Milliarden Dollar, während der Nettogewinn um 51 Prozent auf gut 20 Milliarden Dollar anstieg. Konzernchef Sundar Pichai betonte die anhaltende Stärke im Bereich Internetsuche sowie den wachsenden Beitrag von YouTube und Cloud, die alle von den Investitionen und Innovationen in KI profitieren.
Trotz solider Zahlen zeigten Anleger jedoch wenig Enthusiasmus. Zum Handelsstart am Mittwoch verzeichneten Microsoft-Aktien einen Rückgang um 0,5 Prozent, während Google-Aktien sogar um 6,4 Prozent fielen. Ein Grund hierfür könnte sein, dass die Erwartungen der Wall Street an die KI-Entwicklung mittlerweile so hoch sind, dass selbst Rekordumsätze bei Microsoft und Google keine Euphorie mehr auslösen.
Nadella hatte in den vergangenen Monaten die Erwartungen an Microsoft kontinuierlich gesteigert. KI-Modelle werden nun in alle Produkte des Unternehmens integriert, vom Browser Edge über die Textverarbeitung Word bis hin zur Notizanwendung Notes. Microsoft ist das wertvollste Unternehmen der Welt und an der Börse mehr als drei Billionen Dollar wert.
Die Bewertung des Unternehmens muss jedoch auch gerechtfertigt werden. KI-Funktionen sind kostspielig, da sie Hochleistungsrechenzentren und viel Strom erfordern.
Im Vergleich zu Microsoft startete Google verspätet in das KI-Jahr 2023. Obwohl der Konzern entscheidende technologische Grundlagen für die KI-Entwicklung gelegt hatte, wie etwa die wichtigen Transformer-Algorithmen, wurde der jüngste KI-Hype durch Microsofts Partner OpenAI mit der Vorstellung des Textroboters ChatGPT ausgelöst.
Pichai betonte jedoch, dass das vergangene Jahr eine neue Begeisterung für generative KI-Anwendungen geweckt habe. Das wichtigste Produkt von Google sei das KI-Modell Gemini, das überraschend im Dezember vorgestellt wurde und Text, Bilder, Audiodateien, Videos und Programmcode verstehen und verarbeiten kann. In ersten Vergleichstests schnitt Gemini in einigen Bereichen besser als das führende Modell GPT-4 von OpenAI ab. Eine weiterentwickelte Version, Gemini Ultra, soll bald folgen.
Der Anteil von KI am Umsatz- oder Gewinnwachstum wurde jedoch nicht genau beziffert. Die Google-Internetsuche profitiert bereits von Geminis KI-Fähigkeiten, ebenso wie der Textroboter Bard, der bereits in über 40 Sprachen verfügbar ist.
In Bezug auf das Werbegeschäft von Google waren die Anleger jedoch unzufrieden, obwohl das Unternehmen Marktführer im Bereich Onlinewerbung bleibt. Google verzeichnete im Schlussquartal Werbeumsätze von über 65 Milliarden Dollar, was einem Anstieg von elf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht, aber dennoch unter den Erwartungen der Wall Street lag.
Es bleibt unklar, wie das Werbegeschäft von KI profitieren soll, ebenso wie Googles Aboangebot abseits der Business-Anwendungen. Microsoft hingegen konnte die Auswirkungen von KI im Cloud-Geschäft konkreter beziffern. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte Microsofts Cloud-Sparte Azure den Umsatz um 30 Prozent steigern, wobei sechs Prozentpunkte des Wachstums auf KI-Anwendungen zurückzuführen sind.
Weitere Entwicklung offen
Trotzdem bleibt offen, ob das KI-Wachstum im Cloud-Geschäft nicht nur den Umsatz, sondern auch den Gewinn antreibt. Erfreulich entwickelte sich die Cloud-Sparte von Google, die einen veritablen Turnaround hinlegte. Der Quartalsumsatz stieg um 26 Prozent auf über neun Milliarden Dollar, während der Gewinn im Schlussquartal auf 864 Millionen Dollar stieg, nachdem die Sparte im Vorjahreszeitraum noch einen Verlust von 186 Millionen Dollar verzeichnet hatte.
Im Jahresverlauf plant Google, die Investitionen in Hardware deutlich zu steigern, wobei Investitionen in neuartige KI-Chips einen wichtigen Bestandteil darstellen.