Die häufigsten Anlagefehler

Niemand ist vor Fehlern gefeit, weder private noch professionelle Anleger und auch nicht die besten Investoren der Welt. Glücklicherweise können Fehler beim Investieren im Laufe der Zeit wertvolle Erkenntnisse liefern und Anlegern die Möglichkeit bieten, Einblicke in das Investieren zu gewinnen – und widerstandsfähigere Resultate erzielen und entsprechende Portfolios aufzubauen.

Investieren wird sehr stark von Emotionen bestimmt, obwohl damit schlechtere Resultate erzielt werden. Über die letzten 20 Jahre erwirtschaftete der durchschnittliche Anleger rund 2 Prozent Rendite, bei einem Durchschnitt von 8 Prozent, welche Aktien insgesamt erzielt hätten. Diese große Differenz lässt sich mit dem Verhalten der Anleger erklären. Sie tendieren dazu zu kaufen, wenn Märkte sehr gute Erträge erbrachten und zu verkaufen, wenn Märkte sehr schlechte Renditen erzielt haben. Dies betrifft die unterschiedlichsten Aktienmärkte (verstreut über alle Ländern) als auch einzelne Aktien. Menschen werden u.a. aufgrund der Medien dazu verleitet, den Massen zu folgen und geben ihren Versuchungen
nach, weil sie Schlagzeilen und Meinungen hören, wie: „Gewinne sollten jetzt mitgenommen werden.“ Sie kaufen bei steigenden Märkten (Bullen-Märkte) und verkaufen bei fallenden Kursen (Bären-Märkte). Dies kann sehr kostspielig für die Anleger sein, bedeuten doch einige Prozentpunkte weniger über die Jahre hinweg ein Vielfaches weniger an materiellem Wohlstand.

Von emotional bedingten Anlageentscheidungen bis hin zu zu hohen Gebühren – hier sind einige der häufigsten Anlagefehler:

1. Auf die Medien, Börsenexperten, Nachrichten reagieren. Kurzfristige negative Nachrichten können Angst auslösen, aber denken Sie daran, sich auf die langfristige Perspektive zu konzentrieren.

2. Mit Emotionen zu investieren, obwohl dadurch schlechtere Renditen erzielt werden. Dies steht in enger Verbindung mit ersteren Punkt. Es ist eine Herausforderung bei Marktschwankungen rational zu bleiben.

3. Die in der Vergangenheit zu beobachtenden niedrigen Zinsen, haben viele Anleger dazu verleitet Jagd auf höhere Renditen zu machen. Auf der Jagd nach Renditen hochverzinslicher Anlagen, stellen diese häufig das höchste Risiko dar. Bewerten Sie Ihr Risikoprofil sorgfältig, bevor Sie in diese Art von Vermögenswerten investieren.

4. Zu viel zu erwarten. Häufig gehen Vorstellungen zu Veranlagungen von unrealistischen Renditeerwartungen aus. Eine angemessene Renditeerwartung hilft Anlegern, langfristig zu denken, ohne emotional zu reagieren.

5. Den Anfang zu versäumen. Stellen Sie sich zwei Personen vor, die monatlich 200 Euro investieren und dabei von einer jährlichen Rendite von 6 % bis zum Alter von 65 Jahren ausgehen. Wenn eine Person im Alter von 20 Jahren anfängt, beträgt ihr Endportfolio 525.000 Euro, wenn die andere Person mit 30 Jahren anfängt, beträgt das Gesamtportfolio etwa 275.000 Euro.

6. Nicht kontrollieren, was man kann. Während der Markt häufig nur schwer zu prognostizieren ist, können Anleger kleine Beiträge im Laufe der Zeit kontrollieren, was zu wirkungsvollen Ergebnissen führen kann. Dies steht eng in Verbindung mit dem fünften Punkt.

7. Keine Anlageziele. Oft konzentrieren sich Anleger auf kurzfristige Renditen oder den neuesten Anlagetrend statt auf ihre langfristigen Anlageziele. Dies kann ebenso zu unterdurchschnittlichen Renditen führen.

8. Falsche Diversifizierung. Durch die Diversifizierung von Anlageklassen und innerhalb der Anlageklassen mit Finanzinstrumenten wird verhindert, dass eine einzelne Anlageklasse den Wert Ihres Portfolios drastisch beeinträchtigt.

9. Kaufen zu einem hohen Preis und Verkaufen zu einem niedrigen Preis. Das Verhalten von Anlegern bei Marktschwankungen beeinträchtigt häufig die Gesamtleistung. Häufig passiert dies aufgrund einer Fokussierung auf die Kurzfristigkeit. Es ist leicht, sich auf die Kurzfristigkeit zu konzentrieren, aber dies kann dazu führen, dass Anleger ihre ursprüngliche Strategie in Frage stellen und unvorsichtige Entscheidungen treffen.

10. Zu starke Konzentration auf Steuern. Anleger werden häufig so stark von steuerlichen Vorteilen geblendet, dass sie nur deshalb eine Veranlagungsentscheidung treffen. Auch wenn die Einziehung von Steuerverlusten die Rendite steigern kann, ist es nicht immer sinnvoll, eine Entscheidung ausschließlich auf der Grundlage der steuerlichen Konsequenzen zu treffen.

11. Investitionen nicht regelmäßig überprüfen. Was ich immer wieder erlebe ist, dass Veranlagungen nicht regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass die Anlagen vierteljährlich oder jährlich auf dem richtigen Weg bleiben.

12. Missverständnis des Risikos. Zu viel Risiko kann Sie zu nicht rationalen Handlungen verleiten, aber zu wenig Risiko kann zu geringeren Renditen führen, die Ihre finanziellen Ziele nicht erreichen. Erkennen Sie die richtige Balance für Ihre persönliche Situation.

Kontrollieren, was wir können
Wenn Sie beispielsweise nicht richtig diversifizieren, können Sie sich einem höheren Risiko aussetzen. Das Halten einer konzentrierten Position kann sich bei Preisschwankungen drastisch auf den Wert Ihres Portfolios auswirken.
Tatsächlich zeigt eine Studie, dass die optimale Diversifizierung für ein Large-Cap-Portfolio darin besteht, 20 bis 25 Aktien zu halten. Auf diese Weise trägt es dazu bei, die höchstmögliche Rendite im Verhältnis zum Risiko zu erzielen.
Es ist erwähnenswert, dass es keine Einheitslösung gibt, jedoch eine entsprechende Strategie im Einklang mit Ihren Zielen zu finden ist und so das richtige Gleichgewicht hergestellt werden kann.
Ein weiterer häufiger Fehler ist, zu viel zu handeln. Da für jeden Handel Gebühren anfallen können, kann sich dies auf die Gesamtleistung Ihres Portfolios auswirken. Studien ergaben, dass die aktivsten Markteilnehmer die schlechtesten Renditen erzielten und so im Durchschnitt zwischen 2 % und 7 % schlechter als der gesamte Finanzmarkt abschnitten.

Schließlich ist es wichtig, dass Sie Ihre Anlagen regelmäßig sorgfältig überwachen, wenn sich die Marktbedingungen ändern und dabei Gebühren und Inflation berücksichtigen. Dadurch erfahren Sie, ob Ihre Investitionen auf dem richtigen Weg sind oder ob Sie Anpassungen aufgrund sich ändernder persönlicher Umstände oder anderer Faktoren vornehmen müssen.

Um diese häufigen Anlagefehler zu vermeiden, können Anleger daran denken, rational zu bleiben und sich auf ihre langfristigen Ziele zu konzentrieren. Bei einer soliden Veranlagung müssen u.a. die folgenden Faktoren bewertet werden:

• Finanzielle Ziele
• Laufendes Einkommen
• Ausgabegewohnheiten
• Marktumfeld
• Schwankungsbreiten
• Erwartete Rendite

Unter Berücksichtigung dieser Faktoren können Anleger es vermeiden, sich auf kurzfristige Marktschwankungen zu konzentrieren, und so viel wie möglich kontrollieren. Langfristige kleine Investitionen können große Auswirkungen und das Potenzial haben, allein durch konsequente Ansparleistungen über einen längeren Zeitraum beträchtliche Vermögenswerte anzuhäufen.

 

Quellen:

BlackRock, The average investor underperforms. 20-year annualized returns by asset class.

Barber, B. M., & Odean, T. (2001). “Boys Will Be Boys: Gender, Overconfidence, and Common Stock Investment.” Quarterly Journal of Economics, 116(1), 261-292.

Barber, B. M., & Odean, T. (2000). “Trading Is Hazardous to Your Wealth: The Common Stock Investment Performance of Individual Investors.” Journal of Finance, 55(2), 773-806.