Wohlstand richtig managen: Lektionen für den Vermögenserhalt über Generationen

Die Autoren Victor Haghani und James White betrachten in Ihrem Buch wohlhabende Menschen und kamen zum Schluss, dass es nach Berücksichtigung von Steuern (insbesondere Erbschaftssteuern), Inflationen und Abschwüngen an den Finanzmärkten noch viel mehr Menschen mit viel mehr Vermögen in der westlichen Welt geben müsste. Am Ende offerieren sie zwei Erklärungsversuche für diese „fehlenden Milliardäre“: schlechte Anlageentscheidungen und überhöhte Ausgaben.

Im Hinblick auf die Ausgaben, verwiesen sie beispielhaft auf die Familie Vanderbilt. Cornelius  Vanderbilt starb 1877 und hinterließ ein beachtliches Vermöge, welches nur 50 Jahre nach seinem Tod verschwunden war. Gelder flossen in überdimensionierte Bauprojekte und andere Prestigeoprojekte ( ein Enkeln baute eine mehr als 105.000 Quadratmeter große Breakers).

Neben überzogenen Ausgaben, verweisen die Autoren auf falsche Anlagestrategien. Viele dieser Familien haben es versäumt, effektiv zu diversifizieren, da sie zu viel von einer einzigen Aktie bzw. Unternehmen besaßen. In vielen Fällen handelte es sich dabei um Anteile an Familienunternehmen, an denen sie aus emotionalen Gründen festhielten.

Die Erfahrung zeigt, wie wichtig Planung ist, selbst für wohlhabende Familien. Drei Punkte gilt es dabei für die Planung der Finanzen zu beachten.

  1. Denkweise. Studien zeigen, dass ein Großteil des Anlageerfolges von Verhaltensweisen bestimmt wird. Dies hilft, eine wichtige Binsenweisheit über persönliche Finanzen zu verdeutlichen: Die Zahlen sind nur ein Teil des Bildes.

Die richtige Denkweise spielt eine wesentliche Rolle in jedem Finanzplan. Auch wenn es keine universelle Formel gibt, die direkt angewendet werden kann, helfen bestimmte Fragen dabei, den Aufbau Ihres Plans zu gestalten. Im Folgenden finden Sie einige Beispiele:

Wie würden Sie Ihre finanziellen Ziele einordnen? Möchten Sie beispielsweise lieber ein Ferienhaus haben, in dem sich die Familie versammeln kann, oder möchten Sie das Vermögen lieber liquide halten, um mehr Sicherheit zu haben?

Wie sehen Sie den Kompromiss zwischen Zeit und Geld? Wäre es beispielsweise wichtiger, früher in Pension zu gehen oder weiterzuarbeiten, damit Ihr Erspartes mehr Zeit hat, zu wachsen?

Wie sieht es mit dem Nachlass aus? Wie wichtig ist es Ihnen, Ihren Kindern ein möglichst großes Erbe zu hinterlassen? Befürchten Sie, dass die Aussicht auf ein großes Erbe sie demotivieren könnte?

Wie wichtig sind wohltätige Spenden, sowohl zu Lebzeiten als auch als Teil Ihrer Nachlassplanung?

Wie wichtig ist es, Marktschwankungen zu vermeiden? Mit anderen Worten: Auf wie viel potenzielles Wachstum wären Sie bereit zu verzichten, um die Verluste bei Marktabschwüngen zu begrenzen?

Natürlich gibt es auf keine dieser Fragen eine richtige oder falsche Antwort.

  1. Mathematik. Es gibt zahlreiche Strategien für die Erstellung eines Finanzplans, von der Monte-Carlo-Analyse bis zur sogenannten 4-Prozent-Regel. Doch welchen Ansatz Sie auch wählen, es gibt vier Prinzipien, die meiner Meinung nach universell sind:
  • Zeichnen Sie keine gerade Linie. Wenn Sie noch viele Jahre bis zur Rente haben, ziehen Sie mehrere Szenarien in Betracht. Stellen Sie in jedem Szenario verschiedene Variablen ein, von den Ausgaben über die Marktrenditen bis hin zu den Inflationserwartungen. Führen Sie mehrere Stresstests durch.
  • Anlagerendite und Anlagegebühren. Häufig werden sehr teure Fonds angeboten, jedoch erzielen diese noch dazu schlechtere Renditen. Studien zeigen, dass „kostengünstige Fonds im Durchschnitt teurere Fonds schlagen“. Das ist nicht immer so, wird jedoch häufig aufgrund mangelnder Unabhängigkeitserfordernisse nicht beachtet.
  • Halten Sie die Dinge einfach. Letztes Jahr hat die Wall Street mehr als 500 neue börsengehandelte Fonds eingeführt. Aber die meisten davon fallen in die Kategorie „glänzendes Objekt“ und sind wirklich nicht notwendig. Das Problem bei diesen Strategien ist, dass sie tendenziell kostspielig und steuerineffizient sind.
  • Anlageentscheidungen sollten nicht aus reinen steuerlichen Erwägungen getätigt werden, dennoch sollten Sie Einkommenssteuern im Auge behalten.
  1. Umstände. Drei befreundete Brüder sind alle Augenärzte (ihr Vater war schon mein Augenarzt). Zwei sind Partner in ihrer Arztpraxis. Aber selbst wenn zwei Menschen fast identisch erscheinen – mit demselben Hintergrund, demselben Beruf und demselben Einkommen – gibt es Unterschiede. Obwohl diese Unterschiede oft schwerer zu quantifizieren sind, sind sie dennoch ein wichtiger Bestandteil jeder Finanzplanung. Dies sind einige Fragen, die Sie in Betracht ziehen könnten:

Wie würden Sie die Stabilität Ihres Einkommens charakterisieren, wenn Sie im Berufsleben stehen? Wenn Sie Professor auf Lebenszeit sind, könnten Sie dadurch mehr Risiken eingehen als jemand mit einem ähnlichen – aber weniger sicheren – Einkommen.

Inwieweit umfasst Ihr Pensionsplan garantierte Einkommensquellen wie eine Rente?

Haben Sie andere Vermögenswerte, die möglicherweise einen Wert haben oder nicht – beispielsweise Anteile an einem Familienunternehmen?

Ist Ihre Gesundheit ein Problem, entweder Ihre oder, falls Sie verheiratet sind, die Ihres Ehepartners?

Wenn Sie Kinder haben, wie ist deren finanzielle Situation? Könnten sie Hilfe brauchen oder könnten sie Ihnen bei Bedarf helfen?

Es geht um mehr

Diese drei Punkte – Mathematik, Denkweise und Umstände – bilden das Fundament für eine erfolgreiche Finanzplanung, selbst für wohlhabende Familien. Wie die Geschichte der Familie Vanderbilt zeigt, kann ein großes Vermögen schnell wieder verloren gehen, wenn diese Aspekte vernachlässigt werden.

Sorgfältige Planung, Diversifikation und Disziplin sind der Schlüssel, um das Vermögen über Generationen hinweg zu erhalten. Dabei sollte man immer die individuellen Bedürfnisse, Ziele und Umstände im Blick haben. Nur so kann man Fehlentscheidungen vermeiden und das Vermögen langfristig mehren.

Letztlich geht es darum, die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen – unabhängig davon, ob man ein Milliardär ist oder ein durchschnittliches Einkommen hat. Denn eines haben alle Menschen gemeinsam: Wir wollen unser hart erarbeitetes Geld klug und nachhaltig anlegen, um uns und unsere Lieben abzusichern. Mit einer strukturierten Finanzplanung können wir diesem Ziel einen großen Schritt näher kommen.

 

Quellen:

Haghani, V./ White, J. (2023). The Missing Billionaires: A Guide to Better Financial

Hooks, J. (1996). The effect of loads and expenses on open-end mutual fund Returns.

Sahoo, J. (2022). An Investigation of Reviewed Literature on the Influence of Behavioural Finance on Financial Decision Making.