Wie österreichische Anleger vom Börsenboom profitieren können

Wirtschaftliche Schwäche als Chance nutzen: erfolgreiche Anlagestrategien und langfristige Trends für den österreichischen Kapitalmarkt

Erschienen im Standard, im April 2025

Das Börsenjahr 2024 hat Anlegern trotz wirtschaftlicher Herausforderungen beachtliche Erträge beschert. Während die österreichische Wirtschaft noch mit den Nachwirkungen globaler Krisen kämpfte, erreichten internationale Aktienmärkte neue Höchststände. Aus den Entwicklungen des vergangenen Jahres lassen sich wertvolle Erkenntnisse für österreichische Anleger ableiten, die ihre Rendite optimieren möchten.

Konjunkturschwache Phasen als Anlagechance nutzen

Eine der überraschendsten Erkenntnisse von 2024 bestätigt sich erneut: Wirtschaftlich schwächere Phasen bieten oft ideale Einstiegszeitpunkte am Aktienmarkt. Obwohl die heimische Konjunktur stagnierte, legte der ATX respektable Zugewinne hin, während der deutsche DAX mit 19 Prozent Wertzuwachs glänzte. Diese Entwicklung steht im Einklang mit historischen Mustern – in konjunkturellen Abschwungphasen wie 1975, 2003 oder 2009 belohnten die Märkte mutige Anleger mit überdurchschnittlichen Renditen.

Langfristigen Trends folgen

Die Erfolgsgeschichten des vergangenen Börsenjahres beweisen: Beständige Trends setzen sich oft länger fort, als viele Anleger vermuten. Dies gilt sowohl für aufstrebende Sektoren als auch für strauchelnde Branchen.

International dominierten letztes Jahr Technologiewerte und Unternehmen aus dem Verteidigungssektor das Börsengeschehen. Die großen US-Tech-Aktien wie Apple, Microsoft, Amazon, Meta, Alphabet und vor allem Nvidia setzten ihren Trend mit prozentual zweistelligen Kurszuwächsen 2024 fort, nachdem sich die Aktien bereits in den Jahren davor vervielfacht hatten. Ein Grund dafür ist, dass diese Trendaktien von einem Boom profitieren, dessen Ende nicht abzusehen ist. Rheinmetall und viele andere Rüstungsfirmen in Europa und den USA erhalten deutlich mehr Aufträge, da Staaten mehr Geld für die Verteidigung ausgeben. Das führt zu höheren Umsätzen und Gewinnen. Tech-Aktien profitieren davon, dass sie die Nachfrage der Verbraucher und Unternehmen nach Digitalisierung, KI-Anwendungen und höheren Speicherkapazitäten befriedigen. Die Unternehmen können ihre Gewinne dadurch überdurchschnittlich steigern.

Für österreichische Anleger bedeutet das: Eine Trendwende bei gefallenen Aktien sollte nie allein aufgrund niedriger Kurse erwartet werden. Erfolgreiche Investments erfordern eine gründliche Analyse der wirtschaftlichen Grundlagen eines Unternehmens. Fundamentale Faktoren wie Gewinnwachstum, Innovationskraft und Marktposition sind entscheidend für nachhaltige Kurssteigerungen – unabhängig davon, ob ein Wert bereits stark gestiegen oder gefallen ist.

Kontinuierliches Investieren

Die Versuchung, den perfekten Einstiegszeitpunkt abzupassen, ist groß. Doch selbst renommierte Experten wie der ehemalige US-Notenbankchef Alan Greenspan oder Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller lagen mit ihren Crash-Prophezeiungen wiederholt daneben. Wer auf ihre Warnungen hörte, verpasste beachtliche Kursgewinne.

Für österreichische Anleger bieten Einmalanlagen und laufende Anlagen (Sparpläne) einen effektiven Weg, um vom langfristigen Aufwärtstrend der Kapitalmärkte zu profitieren. Wichtig ist dabei eine Ausrichtung entsprechend dem jeweiligen Marktumfeld und den persönlichen Umständen. Faktoren, wie Währungsrisiko und geografische Diversifikation, sollten dabei ebenso Beachtung finden wie die persönliche Präferenz und Toleranz für Schwankungsbreiten an den Finanzmärkten.

Fazit

Die Lehren aus dem vergangenen Jahr zeigen: Wer in wirtschaftlich schwierigen Zeiten investiert, an bewährten Trends festhält und nicht auf den perfekten Einstiegszeitpunkt wartet, hat langfristig bessere Renditechancen. Österreichische Anlegerinnen und Anleger sollten besonders auf exportorientierte Unternehmen und global agierende Tech- und Industrieunternehmen achten. Denn der wirtschaftliche Erfolg dieser Firmen wird auch in den kommenden Jahren eine entscheidende Rolle an den Kapitalmärkten spielen. (Bernhard Führer, 1.4.2025)