Trumps Zollpolitik: Protektionismus oder politisches Kalkül?

Die Rückkehr Donald Trumps auf die politische Weltbühne bringt ein altbekanntes Thema erneut ins Rampenlicht: Strafzölle. Ob es sich um Autos, Stahl oder Luxusgüter wie Champagner handelt – die protektionistischen Töne aus Washington verstärken sich. Doch was steckt wirklich hinter dieser Strategie? Geht es um wirtschaftlichen Selbstschutz, geopolitische Machtspiele oder schlicht um innenpolitisches Marketing?

Zölle als politische Waffe

Donald Trump hat sich schon in seiner ersten Amtszeit als Verfechter harter Handelsmaßnahmen positioniert. Kaum ein Land blieb verschont: Kanada, China, die Europäische Union – sie alle wurden mit Zöllen belegt oder zumindest bedroht. Die Rhetorik dahinter: amerikanische Interessen schützen, angebliche „unfaire“ Handelspraktiken bestrafen und Arbeitsplätze sichern.

Besonders hart traf es jüngst Kanada. Die dortigen Importzölle auf US-Milchprodukte, die zwischen 250 und 390 Prozent liegen sollen, sorgten für Empörung in Washington. Trump reagierte mit der Drohung, Kanadas Autoindustrie lahmzulegen – ein drastischer Schritt, der in Europa bald Nachahmung finden könnte. Hier standen zeitweise Strafzölle von bis zu 200 Prozent auf Wein und Champagner zur Diskussion. Der Automobilsektor soll laut Trumps Plänen mit Zöllen von 25 Prozent belegt werden.

Die wirtschaftliche Logik dahinter – oder das Fehlen derselben

Zölle gelten in der ökonomischen Theorie als zweischneidiges Schwert. Zwar können sie kurzfristig bestimmte Industriezweige stützen, insbesondere jene, die unter starkem internationalen Konkurrenzdruck leiden. Doch langfristig führen sie meist zu Preissteigerungen für Konsumenten und einer Verringerung der gesamtwirtschaftlichen Effizienz.

Trump beruft sich in seiner Argumentation oft auf eine merkantilistische Denkweise: Außenhandelsüberschüsse seien ein Zeichen wirtschaftlicher Stärke. Dieses Nullsummenspiel stammt aus einer Zeit, in der Nationen ihren Wohlstand an Goldreserven maßen – vertreten etwa durch Jean-Baptiste Colbert im 17. Jahrhundert.

Im Kontrast dazu stehen die klassischen ökonomischen Erkenntnisse von Adam Smith und David Ricardo: Handel schafft Wohlstand, weil er auf Spezialisierung basiert und beiden Seiten Vorteile bringt. Diese Sichtweise prägte die internationale Wirtschaftspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg – mit großem Erfolg.

Zölle als innenpolitisches Kalkül

Trumps Wählerbasis besteht zum großen Teil aus Industriearbeitern, die unter der Globalisierung gelitten haben. Protektionistische Maßnahmen kommen bei ihnen gut an, selbst wenn ökonomisch fragwürdig. Einfache Erzählungen wie „Wir holen unseren Wohlstand zurück“ oder „America First“ entfalten politische Wirkung – auch ohne volkswirtschaftliche Substanz.

Zudem beruft sich Trump auf die ungleiche Behandlung durch andere Länder: Während die USA etwa auf Autoimporte nur 2,5 Prozent Zoll erheben, liegt der Satz in der EU bei 10 Prozent. In China beträgt das durchschnittliche Zollniveau sogar 7,5 Prozent – deutlich über dem US-Durchschnitt von rund 3,4 Prozent laut WTO. Auch Exportsubventionen und unzureichender Schutz geistigen Eigentums in China geben Anlass zur Kritik – und bieten dem Weißen Haus zusätzliche Argumente.

Warum Zölle das Handelsdefizit nicht lösen

Ein häufig genanntes Ziel Trumps ist der Abbau des US-Handelsdefizits. Doch Ökonomen weisen darauf hin: Zölle sind dafür kaum geeignet. Die Ursachen des Leistungsbilanzdefizits liegen strukturell tiefer. Sie sind in erster Linie Folge großer Kapitalzuflüsse in die USA, etwa durch internationale Investitionen – ein Phänomen, das bereits seit den 1980er-Jahren besteht.

Der Versuch, das Ungleichgewicht über Währungsmanipulationen oder Strafzölle zu korrigieren, ist gescheitert – wie das Beispiel Japan zeigt. Das sogenannte Plaza-Abkommen von 1985, das eine massive Aufwertung des Yen bewirkte, konnte das Defizit nicht nachhaltig reduzieren. Vielmehr stürzte Japan in eine schwere Wirtschaftskrise, die auch den bilateralen Handel bremste.

Der Preis protektionistischer Politik

Zölle mögen einzelnen Branchen helfen – etwa der Stahl- oder Autoindustrie –, doch sie haben ihren Preis. Höhere Produktionskosten schlagen sich in höheren Verbraucherpreisen nieder. Das trifft vor allem einkommensschwächere Haushalte. Da der private Konsum etwa 70 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts ausmacht, kann eine verteuerte Importpalette das Wirtschaftswachstum empfindlich hemmen.

Zudem sind Kapitalmärkte sensibel: Handelskonflikte führen zu Unsicherheit, belasten die Börsen und bremsen Investitionen. Das widerspricht Trumps anderem zentralen Versprechen: einem starken Aktienmarkt.

Fazit: Trumps Zölle – mehr Symbol als Substanz

Ob als Drohkulisse in Handelsverhandlungen oder als innenpolitisches Signal – Zölle sind für Trump ein strategisches Instrument. Weniger als wirtschaftliches Allheilmittel, mehr als politische Show. Die Geschichte zeigt: Hochrüstungen im Zollbereich enden selten gut – weder für die betroffenen Staaten noch für die Weltwirtschaft insgesamt.

Statt auf Abschottung zu setzen, wäre eine gezielte Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit die nachhaltigere Strategie. Und es bleibt zu hoffen, dass der neue Protektionismus in den USA nicht zu einer globalen Rückabwicklung der offenen Märkte führt – denn von internationalem Handel profitieren am Ende doch beide Seiten.