Trendfonds: Wenn der Hype zur Falle wird
Sie glänzen in Rankings, dominieren Schlagzeilen und locken Milliarden an: sogenannte „heiße“ Fonds. Wer ihre Performance betrachtet, könnte meinen, sie seien das Ticket zur finanziellen Unabhängigkeit. Doch oft ist genau das Gegenteil der Fall. Denn sobald ein Fonds zur Massenattraktion wird, ist sein Zenit meist überschritten – und die Ernüchterung nur eine Frage der Zeit.
Der Mythos vom ewigen Aufstieg
In der Welt der Investments wiederholt sich ein Muster mit fast schon tragischer Verlässlichkeit: Ein Fonds erzielt herausragende Ergebnisse, zieht damit Aufmerksamkeit auf sich, wird medial gefeiert – und von Anlegern überrannt. Doch die Euphorie hält selten an. Was als Erfolgsstory begann, endet oft in schwacher Performance, Kapitalflucht und enttäuschten Erwartungen.
Warum? Weil Popularität keine Strategie ist – sondern eine Momentaufnahme.
Studienlage: Wenn viele kaufen, sinkt die Rendite
Jeffrey Ptak, Research-Chef bei Morningstar, untersuchte jüngst die Performance der meistgefragten Fonds am Markt. Sein Ansatz: Er analysierte die Fonds mit den höchsten Kapitalzuflüssen über drei Jahre hinweg – und betrachtete anschließend deren Entwicklung in den darauffolgenden drei Jahren.
Das Ergebnis ist ein Warnsignal für jeden Trendanleger: In mehr als 80 % der Fälle schnitten diese Fonds nach ihrer Hochphase deutlich schlechter ab. Besonders drastisch war der Einbruch bei Sektor-Fonds, etwa aus den Bereichen Energie oder Edelmetalle. Nach einem rasanten Höhenflug folgte oft eine Phase fast vollständiger Stagnation – während unauffälligere Fonds weiter zweistellig zulegten.
Ähnliche Erkenntnisse liefern auch jahrzehntelange Forschungsarbeiten:
Morey (2003): Fonds mit 5-Sterne-Rating verloren nach wenigen Jahren massiv an Boden.
- Choi & Zhao (2020/2021): Der Zusammenhang zwischen vergangener Performance und zukünftigen Erträgen hat sich über die Zeit zunehmend aufgelöst.
Kurz gesagt: Die Sieger von gestern sind selten die Sieger von morgen.
Psychologie schlägt Strategie
Warum fallen so viele Anleger immer wieder auf diese Illusion herein?
Ein Grund ist der sogenannte Rezenzeffekt – die menschliche Tendenz, jüngste Erfolge überzubewerten. Wer sieht, dass ein Fonds zuletzt hohe Gewinne erzielte, geht intuitiv davon aus, dass diese Entwicklung anhält. Doch Märkte funktionieren nicht linear. Und wo alle kaufen, steigen Preise oft schneller als die Fundamentaldaten es rechtfertigen – ein klassisches Rezept für künftige Enttäuschungen.
Zudem sorgt Herdenverhalten dafür, dass sich Kapitalströme bündeln. Fondsmanager stehen unter Druck, das neue Geld schnell zu investieren – oft in bereits überbewertete Werte. Der Fonds verliert dadurch Flexibilität, Effizienz und strategische Klarheit. Manche Manager orientieren sich zunehmend an Marketing und Momentum, statt ihrer bewährten Linie treu zu bleiben.
Das Ergebnis: Der Fonds wird zum Schatten seiner selbst.
Die Kosten des Hypes: Beispiele aus der Realität
Auch in Großbritannien gibt es prominente Fälle, die diesen Effekt eindrucksvoll illustrieren:
Jupiter European Fund: Managementwechsel, hohe Gebühren und schwache Ergebnisse machten aus einem Anlegerliebling einen Sorgenfall.
T. Rowe Price Global Technology Fund: Vom Tech-Boom beflügelt, doch später durch Managementfehler und Volatilität aus der Bahn geworfen.
Diese Beispiele zeigen: Selbst die bekanntesten Namen sind nicht vor Rückschlägen gefeit, wenn Popularität zum Druckfaktor wird.
Was langfristig wirklich zählt
Statt dem neuesten Fonds-Hype hinterherzulaufen, sollten Anleger auf einen strategisch soliden und kosteneffizienten Ansatz setzen. Erfolgreiches Investieren braucht keinen Glamour – sondern Geduld, Disziplin und eine nüchterne Sicht auf das, was wirklich Wert schafft.
Fünf Grundsätze für kluge Investoren:
Index schlägt Image: Breite, kostengünstige Indexfonds schneiden langfristig oft besser ab als trendige Einzelprodukte.
Diversifikation ist Pflicht: Wer breit gestreut investiert, reduziert Risiken ohne Renditechancen zu opfern.
Bewertungen beachten: Was teuer erscheint, ist es meistens auch. Hohe Bewertungen bedeuten niedriges Zukunftspotenzial.
Emotionen eliminieren: Investitionsentscheidungen sollten nie aus FOMO oder Hype getroffen werden.
Nachhaltigkeit prüfen: Nicht jeder Erfolg ist dauerhaft. Wer einen Fonds wählt, sollte dessen Strategie, Managementqualität und Gebührenstruktur genau analysieren.
Fazit: Popularität ist kein Qualitätsmerkmal
Fonds, die im Rampenlicht stehen, wirken verlockend – doch gerade diese Aufmerksamkeit kann ihnen langfristig schaden. Studien, Marktbeispiele und psychologische Effekte zeigen: Wer Erfolg kaufen will, wenn er am sichtbarsten ist, zahlt oft die Rechnung später.
Deshalb gilt: Setzen Sie nicht auf die Fonds von heute – sondern auf die Strategie für morgen. Denn an den Kapitalmärkten belohnt nicht das Lauteste, sondern das Klügste.