Profit mit Prestige – oder doch nicht
Zweifelhafte Testverfahren und fragwürdige Interessenkonflikte – Wie Finanzmagazine zu Handlangern der Vermögensverwalter werden
Die renommierten Wirtschaftsmagazine Capital, Focus Money, €uro und Bilanz preisen jährlich die besten Vermögensverwalter Deutschlands. Doch die vermeintlich unabhängigen Tests stehen in der Kritik. Interessenkonflikte, mangelhafte Transparenz und fragwürdige Bewertungskriterien lassen die Seriosität der Untersuchungen zweifelhaft erscheinen.
Die Magazine geben vor, Anlegern bei der Auswahl geeigneter Vermögensverwalter zu helfen. Doch in Wirklichkeit dienen die Tests in erster Linie den Finanzdienstleistern selbst. Denn für die begehrten Testsiegel müssen die Vermögensverwalter tief in die Tasche greifen. Das Siegelgeschäft spült den Verlagen beträchtliche Umsätze und Gewinne ein.
Dabei decken die Testverfahren teilweise nur einen Bruchteil des Marktes ab. So untersuchte Capital 2024 gerade mal 123 von schätzungsweise 400 unabhängigen Vermögensverwaltern in Deutschland. Auch andere wichtige Fakten werden verschwiegen: So erzielten die getesteten Verwalter im Schnitt leicht negative Renditen – obwohl 2023 ein ausgesprochen gutes Börsenjahr war.
Trotzdem bewertet Capital 92,5 Prozent der Teilnehmer als “hervorragend” oder “sehr gut”. Ein fragwürdiges Benotungssystem, das offenbar darauf ausgerichtet ist, möglichst viele Testsieger zu küren – und so das lukrative Siegelgeschäft anzukurbeln.
Auch die Rolle des Instituts für Vermögensaufbau (IVA), das die Tests im Auftrag der Magazine durchführt, wirft Fragen auf. Das IVA berät selbst Vermögensverwalter und zertifiziert deren Produkte gegen Bezahlung. Gleichzeitig beurteilt es genau diese Unternehmen in den Magazintests – ein offensichtlicher Interessenkonflikt.
Wenig überraschend schneiden IVA-Kunden in den Untersuchungen besonders gut ab. So waren in den vergangenen fünf Jahren zahlreiche IVA-Kunden unter den Testsiegern vertreten. Doch weder Capital noch die anderen Blätter thematisieren diese Verflechtungen.
Auch die Testkriterien selbst bleiben oft intransparent. Wichtige Faktoren wie Kosten und Risiken der Vermögensverwaltungen werden nicht berücksichtigt. Stattdessen dominiert der Marketingaspekt: Die Siegelnutzung soll Verbrauchern suggerieren, dass es sich um besonders empfehlenswerte Anbieter handelt.
Angesichts dieser Mängel stellt sich die Frage, inwieweit die Testberichte noch als unabhängige und vertrauenswürdige Orientierungshilfe für Anleger dienen können. Journalistische Seriosität und wirtschaftliche Interessen scheinen hier in einem bedenklichen Interessenkonflikt zu stehen. Die Verbraucherschützer, die sonst bei solchen Praktiken vorne mit dabei sind, halten sich auffallend bedeckt. Möglicherweise wollen sie sich mit Medienkritik nicht unbeliebt machen.
Für Anleger bleibt somit letztlich nur, Vermögensverwalter sorgfältig anhand objektiverer Kriterien wie Kosten, Risiken und langfristiger Performance selbst zu prüfen – und sich nicht blind auf die Testsiegel der Finanzmagazine zu verlassen.