Investieren wie die großen Stiftungsfonds der Elite-Unis

Universitäten wie Yale, Harvard und Stanford sind nicht nur für ihre akademische Exzellenz bekannt, sondern auch für die beeindruckenden Renditen ihrer sogenannten Endowment-Fonds. Diese Stiftungskapitalien gelten als Paradebeispiele für ausgeklügelte Anlagestrategien und außergewöhnliche Performance. Doch was steckt hinter diesen hochgelobten Erfolgsmodellen, und welche Lehren können Privatanleger von den Institutionen der Spitzenklasse ziehen?

Was sind Endowment-Fonds?

Endowment-Fonds sind Kapitalbestände von Non-Profit-Organisationen, insbesondere Universitäten, die zur Finanzierung verschiedenster Ausgaben dienen – von Stipendien über Gehälter bis hin zu Gebäuden und Forschungsprojekten. Das Ziel dieser Fonds ist es, stabile Erträge zu erzielen und das eingesetzte Kapital langfristig zu erhalten, um auch zukünftige Generationen zu unterstützen. Diese Fonds verfolgen dabei eine sehr konservative Strategie, bei der der Erhalt des Kapitals genauso wichtig ist wie die Erzielung von Renditen. In den USA sind Endowment-Fonds weit verbreitet, in Deutschland ähnelt das Konzept der Stiftung. Ihre Investitionen sind breit gestreut und decken diverse Assetklassen ab.

Ein herausragendes Beispiel ist der Endowment-Fonds der Yale University, dessen Vermögen Ende Juni 2023 bei rund 41 Milliarden USD lag. Zum Vergleich: Das entspricht fast dem BIP des Saarlands oder dem Börsenwert von Adidas. Der Harvard-Fonds ist noch größer und verwaltet etwa 45 Milliarden USD.

Das Yale-Modell: Pionierarbeit in der Asset-Allokation

David Swensen, der langjährige Investmentdirektor des Yale-Endowment, hat das Modell geprägt, das heute als Vorbild für viele institutionelle Investoren gilt. In seinem Buch Pioneering Portfolio Management stellte er eine völlig neue Herangehensweise an die Portfolio-Diversifikation vor und revolutionierte damit den klassischen 60/40-Ansatz von Aktien und Anleihen. Stattdessen setzt Yale auf eine Vielzahl alternativer Anlageklassen.

Alternative Asset-Allokation: Diversifikation ohne Grenzen

Anstelle der traditionellen Aufteilung von 60 % Aktien und 40 % Anleihen verfolgt der Yale-Endowment eine Strategie, die stark auf alternative Anlagen setzt. Dazu gehören Venture Capital (Private Equity), Hedgefonds und Leveraged Buyouts (LBOs). Aber auch Immobilien und natürliche Ressourcen wie Wälder sind Teil des Portfolios.

Obwohl die exakte Allokation nicht vollständig öffentlich gemacht wird, sind laut den Planungen von 2021 rund 25 % des Portfolios in Venture-Capital und Hedgefonds investiert, während etwa 12 % in internationale Aktien fließen. Der Rest verteilt sich auf Anleihen, Immobilien, LBOs und natürliche Ressourcen. Ein besonders wichtiger Aspekt ist der hohe Anteil an Hedgefonds, da diese eine weniger schwankungsanfällige, unabhängige Rendite liefern und somit die Korrelation zu den Aktienmärkten minimieren sollen. Gleichzeitig nehmen andere Teile des Portfolios höhere Risiken auf sich, wie etwa Venture-Capital und LBOs, die im Erfolgsfall jedoch hohe Gewinne versprechen.

Ein weiteres auffälliges Merkmal der Yale-Strategie ist der beträchtliche Anteil an illiquiden Anlagen. Da Endowments langfristige Investitionsziele verfolgen, können sie in Vermögenswerte investieren, die nicht sofort veräußert werden müssen – in der Hoffnung, dass eine höhere Rendite die Illiquiditätsprämie rechtfertigt.

Ein Modell für Privatanleger?

Obwohl die Yale-Strategie beeindruckend ist, stellt sich die Frage, ob Privatanleger diese Taktiken einfach übernehmen können. Während es natürlich nicht möglich ist, direkt in einen Endowment-Fonds einer Universität zu investieren, können sich Private Anleger von der Diversifikation und der langfristigen Perspektive inspirieren lassen. Doch es gibt wichtige Unterschiede zwischen den Zielen und Ressourcen von Endowments und Privatpersonen.

Endowment-Fonds haben keine feste Laufzeit und sind auf unbestimmte Zeit ausgelegt, um ihr Kapital für zukünftige Generationen zu erhalten. Privatanleger hingegen müssen die Entnahme von Kapital für ihren Ruhestand und andere Lebensziele einkalkulieren. Ein hoher Anteil an illiquiden Anlagen passt nicht in die Finanzplanung der meisten Privatanleger.

Privatanleger setzen in der Regel eher auf eine unkomplizierte Altersvorsorge und auf den Aufbau eines Privatvermögens, ohne sich um die Finanzierung langfristiger institutioneller Projekte kümmern zu müssen. Daher erfordert die Strategie von Yale eine Anpassung für den privaten Gebrauch.

Lektion aus dem Yale-Modell

Die Strategie von Yale ist einzigartig, und ihre Umsetzung erfordert enorme Ressourcen und ein spezielles Netzwerk, das Privatanlegern in der Regel nicht zur Verfügung steht. Doch was Privatanleger aus dieser Strategie lernen können, ist vor allem die Bedeutung von Diversifikation und einem langen Anlagehorizont. Es ist nicht notwendig, sich auf komplexe und illiquide Assets wie Hedgefonds oder Venture Capital zu stützen, um erfolgreich zu investieren.

Swensen selbst erkannte diesen Unterschied und veröffentlichte ein weiteres Buch für Privatanleger, Unconventional Success. Darin betont er, dass auch Privatanleger von einem breiten Aktienportfolio profitieren können – aber sie sollten auf kostengünstige, passiv gemanagte ETFs setzen, die den Markt abbilden. Auf riskantere Anlagestrategien, die ein aktives Management erfordern, können Privatanleger in der Regel verzichten.

Fazit: Ein einfacher Ansatz kann genauso erfolgreich sein

Die wichtigste Erkenntnis, die Privatanleger aus dem Yale-Modell ziehen können, ist, dass Investieren eine langfristige Perspektive erfordert und ein breit diversifiziertes Portfolio der Schlüssel zum Erfolg ist. Ein einfacher Mix aus global diversifizierten Aktien-ETFs, ergänzt um eine risikoarme Komponente wie Anleihen oder Tagesgeld, kann über Jahre hinweg eine solide Grundlage für die Altersvorsorge und den Vermögensaufbau schaffen. Ohne den Bedarf an komplexen, alternativen Anlagen oder den Zugriff auf exklusive Netzwerke kann dieser Ansatz ebenso erfolgreich sein – ganz ohne den Aufwand eines Endowment-Fonds.