Das Trugbild des amerikanischen Wachstums: Droht eine Korrektur?
Die amerikanischen Börsen haben durch den Boom der Künstlichen Intelligenz (KI) neue Höhen erreicht, doch Experten warnen vor einem bevorstehenden Einbruch. Während die Aktienmärkte in den USA stark überbewertet sind, bieten andere Regionen deutlich attraktivere Anlagemöglichkeiten. Der US-Markt scheint zunehmend riskant zu sein, vor allem im Vergleich zu Europa und den Schwellenländern.
Überbewertung der US-Börsen: Ein Risiko für die Zukunft
Die Geschichte zeigt, dass extrem hoch bewertete Aktienmärkte selten die Erwartungen erfüllen. Wenn Märkte auf einem derart hohen Niveau wie derzeit in den USA gehandelt werden, sind die Erträge über einen Zeitraum von zehn Jahren oft enttäuschend – im besten Fall moderat, im schlimmsten Fall negativ. Angesichts der vielen Alternativen, die weltweit zur Verfügung stehen, ist es fraglich, ob das Eingehen dieses Risikos sinnvoll ist. Besonders europäische Märkte bieten derzeit vielversprechende Chancen.
Europas Überraschung: USA hinken hinterher
Während in der Vergangenheit die amerikanische Wirtschaft oft als dynamisch und wachstumsstark galt, während Europa enttäuschte, hat sich dieses Bild 2024 gewandelt. In diesem Jahr hat Europa wirtschaftlich positiv überrascht, während die USA mit einer schwächeren Konjunktur kämpfen. In den vergangenen Monaten sind die real verfügbaren Einkommen in den USA gesunken, was auf eine verhaltene Entwicklung hinweist. Betrachtet man das Wachstum pro Kopf, liegt Europa sogar vor den USA. Die beeindruckenden Wachstumszahlen der USA basieren vor allem auf dem demografischen Anstieg, während Europa in puncto Produktivität und Pro-Kopf-Wachstum besser abschneidet.
Wachstum auf Pump: Die Schattenseite der US-Wirtschaft
Das wirtschaftliche Wachstum in den USA mag beeindruckend wirken, doch es beruht größtenteils auf massiven Schulden. In den letzten Jahren haben mehrere Regierungen kontinuierlich geliehenes Geld in die Wirtschaft gepumpt, was vorübergehend für einen Konsumboom gesorgt hat – besonders während der Pandemie, als die Haushalte mehr Geld erhielten, als sie ausgeben konnten. Doch dieser Boom hat inzwischen nachgelassen. Die massive Verschuldung der USA hat zu einer Staatsverschuldung von 120 Prozent des BIP geführt. Diese Schuldenlast wird durch die derzeit hohen Zinsen zusätzlich verschärft, da die Kosten für den Schuldendienst erheblich steigen. Die USA geben mittlerweile mehr für den Schuldendienst aus als für die Verteidigung, was einen potenziellen Wendepunkt darstellen könnte.
Demografische Märkte als Alternative
Investoren sollten das Wachstum der USA nicht nur auf seine Quantität, sondern vor allem auf seine Qualität hin überprüfen. Das Wachstum ist stark von der Bevölkerungsentwicklung abhängig, was den Fokus auf Märkte mit noch besseren demografischen Aussichten lenkt. Länder wie Indien, Indonesien oder auch Märkte in Afrika bieten attraktive Wachstumschancen, da sie nicht nur von steigenden Bevölkerungszahlen, sondern auch von einer zunehmenden Produktivität profitieren. Auch China, das von vielen Anlegern bereits abgeschrieben wurde, wächst nach wie vor schneller als die USA, obwohl das Bevölkerungswachstum stagniert und die Wirtschaft weniger stark stimuliert wird.
Droht ein neuer Konsumboom unter Trump?
Sollte Donald Trump erneut zum US-Präsidenten gewählt werden, könnten die USA vor einer weiteren Phase des Schuldenaufbaus stehen. Seine Rückkehr ins Amt könnte zu noch höheren Staatsdefiziten führen, was kurzfristig für einen neuen Boom sorgen könnte, aber langfristig die wirtschaftlichen Ungleichgewichte verschärfen würde. Schon jetzt zeigt sich, dass die steigenden Zinsen die Kosten für den Schuldendienst in die Höhe treiben, was den Handlungsspielraum der US-Regierung deutlich einschränkt. Da die US-Staatsanleihen durchschnittlich eine Laufzeit von fünf Jahren haben, wird der volle Effekt der höheren Zinsen erst mit Verzögerung zu spüren sein – dennoch gibt es bereits jetzt erste Anzeichen, dass die Politik zunehmend unruhig wird.
Der globale Blick: Europa und Schwellenländer im Fokus
In den letzten Monaten haben europäische Märkte, China und die Schwellenländer eine positive Entwicklung gezeigt, während der US-Markt zunehmend als überbewertet gilt. Investoren sollten sich daher verstärkt auf Regionen konzentrieren, die von einer stabileren wirtschaftlichen Entwicklung profitieren. Europa, das lange als wirtschaftlich schwächer galt, hat in jüngster Zeit viele positive Überraschungen geliefert und bietet derzeit bessere Bewertungsmöglichkeiten.
Kapitalgewichtete Indizes: Ein gefährlicher Glaube
Viele Anleger vertrauen auf kapitalgewichtete Indizes, die den US-Markt stark überrepräsentieren. Rund 70 Prozent der globalen Aktienindizes bestehen aus US-Unternehmen, was zu einer verzerrten Wahrnehmung führt. Diese Dominanz erinnert an die 1980er Jahre, als japanische Aktien im globalen Aktienindex (ex Nordamerika) ebenfalls rund 70 Prozent ausmachten. Damals glaubte man, dass der japanische Aktienmarkt unaufhörlich weiter steigen würde – doch das Gegenteil trat ein. Der Vergleich zeigt, wie gefährlich es ist, blind auf die Gewichtung kapitalstarker Länder zu setzen.
Fazit: Wachsamkeit und Diversifikation
Das beeindruckende Wachstum der US-Wirtschaft erweist sich bei genauerer Betrachtung als fragiles Gebilde, das stark auf Schulden basiert. Investoren sollten sich nicht nur von scheinbar hohen Wachstumszahlen leiten lassen, sondern auch die langfristige Stabilität der Märkte berücksichtigen. Europa, China und Schwellenländer bieten in dieser Hinsicht aktuell attraktivere Alternativen. Durch eine gezielte Diversifikation können Anleger das Risiko mindern und von den positiven Entwicklungen außerhalb der USA profitieren.